Periodika

Blätter, herausgegeben von Pierre Ramus


Die Freie Generation. Dokumente der Weltanschauung des Anarchismus

Die zwischen Mitte 1906 und Mitte 1909 monatlich erscheinende Zeitschrift versammelte verschiedenste Beiträge von Autorinnen und Autoren wie Emma Goldman, Gustav Landauer und Max Nettlau. Inhaltlich ging es um Fragen der Gewerkschaftsorganisation, der Abstimmung revolutionärer Aktivitäten auf internationaler Ebene oder des Antimilitarismus. Literarische Einbringungen und die Erörterung von Kulturfragen sorgten für eine entsprechende Abrundung. Die ersten fünf Ausgaben der „Freien Generation“ wurden in London veröffentlicht, alle weiteren Nummern in Berlin. Anschlussprojekt war das „Jahrbuch der Freien Generation“

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Jahrbuch der Freien Generation. Volkskalender und Dokumente der Weltanschauung des Sozialismus-Anarchismus (bzw. Anarchismus-Sozialismus)

Erscheinungszeitraum des internationalen Jahrbuches war von 1910 bis 1914. Verlagsorte waren Paris (1910-1912), Zürich (1913) und Brüssel (1914). Die Schrift erschien jeweils im Oktober und ersetzte das Vorgängerprojekt „Die Freie Generation“. Das Motto steuerte der englische Sozialisten Edward Carpenter bei: „Ich bin das Blitzen der Generationen durch sie, Samen der Welten, die noch werden …“ Weitere Mitarbeiter waren u. a. Émile Armand, Alexander Berkman, Peter Kropotkin, Anton Menger und Franz Oppenheimer. Die Ausgabe für 1914 war dem 100. Geburtstag Michail Bakunins gewidmet. Das Projekt war immer wieder Repressionsmaßnahmen von behördlicher Seite ausgesetzt.

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Wohlstand für alle

Das Blatt erschien vierzehntägig zwischen Jahresende 1907 und dem Beginn des Ersten Weltkrieges 1914. Für die Herausgabe zeichneten meist andere Personen verantwortlich, doch war Pierre Ramus der tatsächliche Herausgeber. Die literarische Beilage trug den Titel „Ohne Herrschaft“. Im Rahmen des Projekts bestand auch ein Broschüren-Verlag. Artikel lieferten u. a. Fritz Brupbacher, Erich Mühsam, Josef Peukert und Upton Sinclair. Lyrische Beiträge, eine Korrespondenzecke, Literaturhinweise und Einladungen zu diversen Veranstaltungen ergänzten die im „Wohlstand für Alle“ geäußerte Gesellschafts- und Staatskritik. Durch die Redaktion unterstützt wurden Aktionen wie der Mietzinsstreik Mitte des Jahres 1911 in Wien und die Aufrufe zur Militärdienstverweigerung unmittelbar vor Kriegsbeginn. Die Zeitschrift wurde durch Zensurmaßnahmen zunehmend behindert und musste 1914 eingestellt werden.

„Wohlstand für Alle“: Exemplar zur Ansicht
„Ohne Herrschaft“: Exemplar zur Ansicht


Erkenntnis und Befreiung. Organ des herrschaftslosen Sozialismus für soziale und geistige Neukultur im Sinne des Friedens, der Gewaltlosigkeit und individuellen Selbstbestimmung für freie Menschen und solche, die es werden wollen

Als Folgeblatt des „Wohlstands für Alle“ erschien „Erkenntnis und Befreiung“ von Jahresende 1918 bis Mitte 1933. Eine undatierte Nummer 21 wurde noch in der zweiten Jahreshälfte 1933 herausgegeben. Orte des Erscheinens: Wien; ab Juni 1926: Wien–Graz; ab Jänner 1929: Graz–Wien–Ludwigshafen; ab Ende April 1933: Wien–Graz. Sowohl der Titel als auch der Untertitel wechselten mehrmals. Im Zeitraum 1927/28 etwa lautete die Bezeichnung „Der Anarchist. Organ des herrschaftslosen Sozialismus“. Nachdem sich zahlreiche Gruppen an dem Projekt beteiligten (z. B. Föderation der Universellen Union der Anarchisten, Anarchistische Jugend-Internationale, Internationale der Kriegsdienstgegner), trat Ramus nicht mehr als alleiniger Herausgeber auf. Als verantwortlich zeichneten  nun u. a. auch Franz Blaha, Erna Holub, Therèse Karawanger, Therese Knauer, Otto Lustig und Johann Magerer. Das Blatt veröffentlichte Beiträge von Robert Bodanzky, Rosa Linke, Olga Misař, Domela Nieuwenhuis, Theodor Plievier, Bertrand Russell, Kurt Sonnenfeld u. a. m. Die Zeitung war angeschlossen an den gleichnamigen Verlag in Klosterneuburg bei Wien, der während der Zwischenkriegszeit zahlreiche libertäre Schriften veröffentlichte. Das Organ erschien überwiegend als Wochenmagazin, zwischenzeitlich aber auch halbmonatlich oder sogar zweimal wöchentlich. Auflagenziffern können nur geschätzt werden. Gemessen an der Anhängerschaft des „Bundes herrschaftsloser Sozialisten“ ist von einer Auflage von rund 3.000 Exemplaren auszugehen.

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Blätter in der Nachfolge von Pierre Ramus


Befreiung. Organ des herrschaftslosen Sozialismus

Aus einer Reihe libertärer Flugschriften entstand Mitte der 1970er Jahre das freiheitlich-sozialistische Magazin „Befreiung“, das die Idee des kommunistischen Anarchismus in der Tradition Pierre Ramus‘ vertrat. Herausgegeben wurde das Blatt vom Grazer Ferdinand Groß (anfänglich gemeinsam mit Eberhard Riedel und Reinhard Umek). Groß hatte bereits während der Zwischenkriegszeit ein Naheverhältnis zu Ramus und dem herrschaftslosen Sozialismus entwickelt. In der Phase des Austrofaschismus verlagerte sich das anarchistische Wirken in den Untergrund. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich 1938 wurde Groß von der Gestapo verhaftet und landete im Konzentrationslager. Die Wiederaufnahme der politischen Tätigkeit nach dem Kriege gestaltete sich für Groß und seine Mitkämpferinnen und Mitkämpfer anfangs mühsam. Die „Befreiung“ wurde aber schließlich zu seinem Lebensprojekt. Das Blatt erschien von 1976 bis 1997 vierteljährlich mit einer Auflage zwischen 500 und 1.500 Exemplaren. Enthalten waren sowohl klassische Texte des Anarchismus als auch Abhandlungen über aktuelle Themengebiete. Als Autorinnen und Autoren traten u. a. auf: Gerda Fellay, Christa Hacker, Willy Huppertz, Heiner Koechlin, Horst Stowasser, Augustin Souchy. Religionskritische Beiträge in der „Befreiung“ konnten auch zu gerichtsanhängigen Sachen werden, das Blatt problematisierte später besonders den von den Funktions- und Werteliten forcierten EU-Beitritt Österreichs, wohlwollend begleitet wurde aber das Antreten Robert Jungks für die „Grünen“ bei der Bundespräsidentenwahl 1992. 

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Erkenntnis. Zeitschrift der Pierre Ramus-Gesellschaft

Als Informations- und Diskussionsforum der Wiener Pierre Ramus-Gesellschaft erschien die „Erkenntnis“ von 1993 bis 2016, zuerst als Printmagazin, ab 2003 als reine Online-Version (E-Journal der Pierre Ramus-Gesellschaft). In der gedruckten Version betrug die Auflage 500 Stück. Ähnlich wie bei dem in Graz erscheinenden Schwestern-Organ „Befreiung“ wurde inhaltlich stets auf eine Durchmischung mit klassischen und aktuellen Texten geachtet. Eingebunden waren: Michael Albert, Friedrich F. Brezina, Jörg Gude, Gerald Heimhilcher, Renate Hutterer, Robert Kain, Christof Karner, Martin A. Koenig, Amelie Lanier, Philipp Maurer, Alexander Preisinger, Rolf Raasch, Ina Ritter, Dieter Schrage, Jochen Schmück, Maurice Schuhmann, Uwe Timm, Rudolf O. Zucha u. a. m. Einzelne Themenschwerpunkte der „Erkenntnis“ behandelten Leben und Werk Pierre-Joseph Proudhons, den Anarchismus in den USA, Leben und Werk Leo Tolstois, die Kritik am bürgerlichen Parlamentarismus, die Beispiele Monte Verità & Co. in der Schweiz, die Spanische Revolution, die Ausprägungen des Finanzmarkt-Kapitalismus, Leben und Werk Franz Oppenheimers sowie verschiedene machttheoretische Ansätze.

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